Dieses Wochenende hatte es wieder in sich. Eröffnungen hier, Eröffnungen da. Das Terrazzza Horsepark Festival hat mich zwei Tage in Beschlag genommen, die Hitze hat uns alle eh schon bisschen meschugge gemacht und zum krönenden Abschluss stand ich dann von Samstag bis Sonntag noch an der geliebten Rakete im Hive hinter der Bar. Ich brauche keinen Schrittzähler um nachzuschauen, wie anstrengend das Wochenende war – mein Rücken hat mir das gestern „liebevoll“ in Erinnerung gerufen. Aber geil war’s! Hier meine Eindrücke, was noch hängengeblieben ist, mich zum Nachdenken oder einfach zum Schmunzeln gebracht hat.
1. Was mich zum Lächeln gebracht hat
Nebst all den doofen und zum Teil widerwärtigen Anmachsprüchen, die wir uns immer wieder anhören müssen, hat mir dieser junge Mann an der Terrazzza irgendwie doch ein Lächeln auf mein Glitzergesicht gezaubert. Und ich musste nachgeben und ein ehrlich gemeintes „Jöööhööööö“ entwich meinen Lippen.
Er: „Wie heisst din Job wo du süsch machsch?“
Ich: „Ich bin Make-up Artistin“
Er: *schaut mich ganz verträumt an* „Dis Mami isch au ä Artistin, dänn sie hät dich erschaffe.“
Ok es ist schon seeeeehr kitschig. Aber er hat’s in so einem vollen Ernst gemeint. Es war einfach süss. Wär ich 10 Jahre jünger gewesen, wär ich vielleicht drauf eingestiegen 😛
2. Was mich sauer gemacht hat
Ja ja, das leidige Thema: ABFALL. Da putzen sich die Weiber raus, jedes Nägeli und Wimperli ist lackiert und getuscht. Das Outfit sitzt, der Eyeliner länger als die A1 und die Haare perfekter als sich das die Kardashians je wünschen könnten – und dann? Dann schmeisst dieses liebliche Wesen von Mädchen nach dem letzten Schluck lauwarmem Vodka Redbull einfach den Becher auf den Boden. So mir nichts dir nichts. Ich mein hackt’s, tammisiech? Natürlich waren da Unmengen an netten Männern, die mit ihren witzigen Greifzangen alles wieder aufgehoben haben, aber wenn man das doch einfach so machen kann und ohne drüber nachzudenken. Macht man das denn nicht immer? Immer und überall? Ohne Greifzangen-Männer? Meine Mutter würde mir die Greifzange um die Ohren hauen, wenn sie sähe, wie ich Abfall auf den Boden schmeisse. Hört auf damit. Alle! Jetzt! Am meisten mit Zigarettenstummel. Abfalleimer oder Aschenbecher – NICHT. AUF. DEN. BODEN! Sei wie der Mops!
3. Was mich happy gemacht hat
Die vielen strahlenden und glücklichen Gesichter, die zum Teil eine Stunde angestanden sind um sich von uns beglitzern zu lassen. Wenn sie sich im Spiegel angeschaut haben, nachdem wir sie verglitzert haben, und uns umarmt haben. Man fühlt sich halt einfach immer bisschen besser mit Glitzer im Gesicht 😉 Für dieses Dankeschön, das wir bekommen und die Freude, die wir geben, lohnt sich der ganze Stress & Aufwand allemal. Und an dieser Stelle möchte ich mich gerne mal bei allen Veranstaltern bedanken, die uns immer wider für ihre Partys und Feste buchen und so viel Vertrauen in uns und unser (mittlerweile biologisch abbaubarem) Glitzer setzen. Danke Euch allen im Namen alles Glitzerfeen!
4. Was mich zum Nachdenken bringt
Ich habe dieses Wochenende sicher mehr Dekolletés und Brüste angefasst als so mancher Schönheitschirurg. Glitzer im Ausschnitt war sehr gefragt. Und da bestätigte sich mir wieder das angebliche „Schönheitsideal“, dass ich auch immer wieder von Instagram knallhart in die Fresse geschleudert bekomme: Falsche Wimpern, gespritzte Lippen, gemachte Brüste. Was früher der Trend von reich gewordenen Gattinnen war, ist heute gesellschaftstauglich und bei den anfangs Zwanzigern schon absolut normal. Wobei ich halt finde „jedem was ihm gefällt“, aber gefällst Du dir wirklich so? Ich spreche hier auch niemanden an, der seine Bambelonies zu einer proportional zum Körper passenden Grösse aufblasen liess, weil die Teenie Jahre und das junge Erwachsenenleben ihnen übel zugesetzt haben. Also… das soll jetzt hier nicht zu deep werden. Ich fand es nur ein bisschen beängstigend, dass es irgendwann so normal wurde an sich rumzuschnipseln und sekundäre Geschlechtsorgane zu verändern, die im Alter halt immer noch zur zur sexuellen Kommunikation dienen. Die Lippen möglich günstig aufspritzen zu lassen, denn mit dem Instafilter sehen die 367 People die dein Bild liken ja nicht, dass man die Einstiche immer noch sieht, die Lippe wellig und ungleich ist mittlerweile so spröde und rissig ist, sodass dich jeder Matelipstick fast dehydrieren lässt. Irgendwie fake, oder? Ich bin gespannt wo der Trend hinführt. Erfahrungsgemäss hat ja jede Entwicklung irgendwann eine Gegenbewegung, und fürs Haare unter den Achseln wachsen lassen bin ich jetzt auch nicht unbedingt.
5. Was ist und bleibt
Wir sind eine geile Partystadt. Mit unseren Macken, die Yannick in seiner – sagen wir – Liebeserklärung an Zürich super aufgelistet hat, wird’s uns selten langweilig. Wir haben wunderschöne Plätze, super Clubs, eine gute Partymeute, viele bunte Vögel, genügend Glitzer, immer wieder mal bisschen Abwechslung und im Grossen und Ganzen bewegen wir uns auf sehr sicherem Terrain. Es geht uns gut! Und jeder, der das anders sieht, soll den Finger aus dem Hintern nehmen und halt was auf die Beine stellen und uns was bieten, das alles übertrifft. In dem Sinne, Party hard, das Züri Fäscht steht vor der Türe. Wie gesagt, es wird uns nicht langweilig 😉 Und wir feiern auch mit nur 93dB, denn wir sind geil!
