Meine „Offenbarungen“ werden gefüttert mit Stories vom Umgang mit mühsamen, witzigen, charmanten oder einfach nur idiotischen Gästen. Ich betrachte es als meine hehre Aufgabe, dem Partyvolk ein paar grundlegende Verhaltens- und Anstandsregeln mitzugeben. Aber hey! Ich muss auch ehrlich zugeben… auf unserer Seite der Bar herrscht auch nicht immer der unschuldige Ton. Ich mag es nicht, wenn man mir nur desinteressiert das Ohr hinhält, kein Wort mit mir spricht oder mir weder ein Danke noch ein nettes Nicken schenkt. Also Freunde der klebrigen Bartresen: Rufen wir uns doch alle wieder mal in Erinnerung, dass wir mit Freundlichkeit viel weiterkommen.
Im Club zu arbeiten ist sicher Höchstleistungssport. Es ist dunkel, laut, heiss – der Körper wäre eigentlich auf Schlaf programmiert, aber du stehst die ganze Zeit, schreist Dir die Seele aus dem Leib um die 100dB zu übertönen und dann musst Dir dann noch die folgenden 5 Punkte verinnerlichen…. WOW!
Geduld
Wenn man sich entscheidet in einem Club zu arbeiten, dann ist Geduld eine der wichtigsten Eigenschaften. Und ich muss mir auch immer wieder selbst in Erinnerung rufen, zwischendurch mal durchzuatmen und nicht gleich und bei jeder Gelegenheit an die Decke zu gehen.
Der Ton macht die Musik
So ist es halt. Ich kann einem Gast energisch und bitchig sagen, wie er sich zu verhalten hat und kriege dann bestimmt eine noch unfreundlichere Antwort zurück – was mir wiederum die Laune wieder vermiest. Oder aber ich kann mit meinem charmantesten Lächeln und der piepsigsten Stimme dem Betreffenden freundlich sagen, er könne mit mir auch normal und anständig sprechen und nicht so, als wäre ich eine Bordsteinschwalbe aus einem seiner semiperversen Videospiele. Klappt meistens! Meistens… Man spart Nerven, wenn man nicht immer auf alles und jeden eingeht. Ein Lächeln hilft fast immer.
Schlechte Laune
Ja… die kennen wir alle. Der Partner nervt, die Katze hat die Vorhänge zerfetzt oder die Polizei hat dir eine Busse verpasst, weil du auf der Langstrasse mit dem Velo auf dem Busstreifen gefahren bist. Nervt mega, die Laune ist im Keller und dann kommt da noch ein Gast, der Dir nicht in den Kram passt. Aber hey… ist nicht seine Schuld. Und wir wollen ja alle fair & professionell arbeiten oder zumindest so tun. Also: Tief durchatmen, einen Shot trinken und möglichst schnell einen guten Vibe schaffen – das lässt dich dann auch den Vorhang vergessen.
Kommunikation
Ich bin ja, vor allem seit ich selbst an der Bar arbeite, obermegagigahyperfreundlich und behandle mein Gegenüber auf der anderen Seite des Tresens genau so, wie ich selbst auch behandelt werden möchte. Das heisst konkret, dass ich erwarte tatsächlich(!) wahrgenommen zu werden. Und so wie wir das von unseren Gästen erwarten, so dürfen das die Gäste auch von uns erwarten. Klar: Wir sind irgendwann müde und ausgelaugt, aber die Grunddialoge sollte man auch dann noch drauf haben. Sonst halt lieber in ein Café und tagsüber arbeiten und den Nachteulen die Clubbar überlassen.
Attitüde
Da hab ich also auch schonmal mit meinen Gspänli meine liebe Mühe, wenn sie den ganzen Abend eine Fresse ziehen und die Mundwinkel über den Boden schleifen. Auf süss Schweizerdeutsch folgendermassen ausgedrückt : „Uf dä Muulegge laufe“. Hey: Wir haben trotz der Anstrengung, und trotz der Absenz eines wochenendlichen Soziallebens am Wochenende, einen wirklich geilen Job. Also zeigt das auch! Tanzt und lacht hinter der Bar! Wir sind eines das Aushängeschilder des Clubs und repräsentieren dessen Namen. Wenn ich in einen Club gehe und das ganze Barpersonal aussieht, als würde es mit Peitschen gezwungen um dort 10 Stunden und für etwas Brot und Wasser rumzustehen… dann würd ich glaubs nicht mehr kommen.
Also… was wir von unseren Gästen erwarten, müssen wir eben selbst vorleben. An beide Seiten der Bar.. und eigentlich allgemein in jeder Situation in unserem Leben: BEHANDLE ANDERE SO, WIE DU VON IHNEN BEHANDELT WERDEN WILLST!“.