Es ist soweit und es ist unbestritten: Ich werde alt. Einziges Trostpflaster: Ihr alle auch :-). Jedenfalls: Die Millenials trinken jetzt Alkohol, gehen Feiern, haben Sex, Liebeskummer und andere Probleme… handkehrum sie duzen mich auch noch. Kurzum: Die nächste Generation hat mich vom Kükenthron gestossen. Meine Eierschale am Füdli bröckelt langsam ab und der Welpen-Bonus wird weitergereicht. Vor allem im Ausgang und während meiner Arbeit hinter der Bar wird mir jedes Wochenende in Erinnerung gerufen, dass ich älter werde. Einige Indizien lassen mich das ganz besonders spüren.
1. Kater
Jooooah. Die kleine knuddlige, flauschige Kätzlein, die immer so verführerisch auf dem Rand eines jeden Vodkashots hockt und mir lasziv zuwinkt, verwandelt sich bei übermässigem Konsum in einen gewaltigen, stinkenden und zerzausten Kater. Dieser dauert tammisiech plötzlich zwei Tage! Plus noch einen Tag, bis man wieder einen geraden Satz rauskriegt. Habe ich früher für Sonntagabend schon wieder Pläne geschmiedet, möchte ich heute bis Dienstagmorgen sterben. Habe ich früher alle „älteren“ Freunde ausgelacht, wenn sie „wart nur!“ gesagt haben, so möchte ich mich heute bei ihnen allen dafür entschuldigen. Und hey… es wird nicht leichter. Good times to come…
2. Sprache
Ich schwör Babo, ich versteh die einfach nicht mehr. Die Nacht wird lit oder dope, es geht auf seinen Nacken und alles sagen nur sheeeeesh? Alta was geeeeht? Man geht nicht mehr mit seiner Gruppe in den Ausgang, sondern mit dem Squad (gemeint sind glaubs nicht diese Wüstenautos). Und wer um Gottes Willen findet die Zeit um auf Snapchat rumzugurken? Na ja, Hauptsache alles ist stabil und keiner ist n’ Lauch.
3. Siiieeeee, was händ sie für Shots?
Ja was soll ich dazu sagen? Sie kommen in kleinen, kreischenden Gruppen, stürzen sich an die Bar und dann kommt die ernüchternde Frage aus dem Mund einer 18 Jährigen viel zu stark geschminkten Bitch (und damit möchte ich zu Punkt zwei zurückkommen, denn die nennen sich wirklich liebevoll Bitch): „Siiiieeee, was händ sie alles für Shots?“
Das breite Grinsen und die noch strahlend weissen Zähne, die erst vor einem Monat den Gartenhag losgeworden sind, blenden mich. Voll in die Fresse Valérie: Sie duzen dich.
4. Falten
Ich bin ja auch in der Beautybranche und schminke nun seit bald 10 Jahren. Wie ich früher meinen Eyeliner in einem Zug von Augeninnenwinkel zum Augenaussewinkel ziehen konnte, muss ich heute das Auge richtig straffziehen – und hey… ich bin ja noch nicht 50ig! Und wie mir vor einigen Jahren meine dreissigjährigen Kundinnen noch gesagt haben: „Mimimi… du hast noch so eine schöne Haut, wart nuuuur..“ Ja, ich weiss jetzt ganz genau auf was ich damals warten sollte, respektive musste. Nach 3 Nächte hintereinander hinter der Bar teilen dir deine Lachfalten plötzlich noch ganz andere „Nettigkeiten“ mit. Ich mag meine Minifältchen eigentlich, aber irgendwie bin ich noch nicht bereit dazu. Einfach noch nicht, so ganz und gar nicht.
5. Scheiss auf alles
Genau, denn älter werden beinhaltet ja auch, dass man ein bisschen weiser wird und nicht immer alles so ernst nimmt – alles meist nur halb so wild. Und die, die mich kennen, wissen was ich für ein Kindskopf bin, und dass ich diese Attitüde ganz sicher nicht verlieren werde. Ich springe noch immer auf jedes Gireizli, rutsche jede Rutschbahn runter, habe Freude an jedem Schmetterling, klatsch mir Glitzer ins Gesicht und lass mich von allem anziehen, das leuchtet, glitzert, blinkt und funkelt. Und das sollten wir alle. Die schamlose Freude, wie sie nur Kinder ausdrücken können, sollte man sich erhalten. Lachen und weinen und Emotionen rauslassen. Dann ist alles gucci (Ich verweise abermals auf Punkt 2).