Valérie zur Unausweichlichkeit von Abstürzen mit Ansage und zu unseren hilflosen (und bisweilen niedlichen) Versuchen sich gegen selbige zu wehren. (Beitragsbild von Valérie: Kimberly Shepherd)
Valérie auf ihrem Weg zum Volltubel. Heute ist es soweit: Die ganze Hive Belegschaft hat ein grosses gemeinsames Essen. Man sagt einander danke, sagt dem einen oder anderen „tschüss“ und manchen „hallo“. Es geht ums Beisammensein und (natürlich) ums Feiern und Trinken. Die einen arbeiten morgen Donnerstag, ich nehm‘ frei. Aus guten Gründen, denn tief in mir weiss ich wie es enden wird. Aber wir kennen es alle: Wir wollen nur auf einen Drink, sind eigentlich auf dem Nachhauseweg oder möchten einfach nur nicht komplett abstürzen. Bei mir lässt sich das Verwerfen dieser hehren Absichten in 5 Steps zusammenfassen.
1. Die Angst und die Vernunft
Ich mach mich hübsch, ich gehe in mich und sage mir immer wieder „Valérie du chasch das!“. Dabei muss frau sich selbst tief in die Augen schauen und es immer und immer wieder wiederholen. Man muss es nur oft genug zu sich selbst sagen, dann bringt es nämlich… überhaupt und sowas von gar nichts! Denn: Du weisst selbst, dass du den Charre wieder volles Karacho gegen die Wand fahren wirst. Trotzdem geht der erste Griff zum Weinglas immer ganz sanft. Jedenfalls: Ich versuche während des Essens insgeheim noch nicht komplett zu versagen und trinke nur ganz langsam. Für meine Verhältnisse, zumindest…

2. Das erste Glas Wein und der erste Shot
Dann kommt wieder irgend so ein Hirsch (meistens bin‘s eh ich) auf die grandiose Idee eine Shot-Runde zu starten. Spätestens dann müsste ich ja eigentlich einsehen, dass nun sowieso alles egal ist und ich mich einfach gehen lassen sollte. Aber nein… ich habe immer noch die Hoffnung, dass das Essen mir noch ein bizzli Boden verschafft und ich doch eventuell, vielleicht, allenfalls und womöglich einfach nur mit einem angenehmen Damenschwips durch die Nacht direkt in mein Bett tänzle. Dann schaue ich mich abermals um und sehe meine Gschpänli. Valérie… JETZT SOLLTES DU‘S ECHT BESSER WISSEN!

3. Flasche Nr. 8 und Shot Nr. 4‘825
„Despaaaaaaaaacittttoooooo! Qeeroo rschpaaaa tu khelo despaciiitoohooo!“
Nun es gibt kein Halten mehr: Shots fliegen, Füdlis gwaggeln und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals einen so skurril-surrealen Gedanken hegte wie NICHT zu trinken! Alles ist toll, ich kenne jeden Text auswendig, spreche plötzlich fliessend spanisch, türkisch und japanisch, kann rappen wie Jay-Z und zische wie ein tasmanischer Teufel von Zigarette zu Bar zu Tanzfläche und wieder zurück und dann wieder von vorn. Ab und zu mal den Lippenstift nachziehen, viele Umarmungen, Deeptalks und viel Getanze. Hach… das Leben ist schön, la vita è bella, life is beautiful, 人生は美しい!

4. Die kotzende Dancing Queen
Yes, es gibt kein Halten mehr. Ich tanze ohne Scham like nobody is watching me! Und dann merke ich meist, wie’s in meinem Magen bitzli flau wird und schon der erste Gluckser kommt. Wisst ihr, was ich dann jeweils mache? Ich mein… sorry… wie dumm kann das menschliche Wesen eigentlich sein??? Beispielsweise SO dumm, das kötzlige Gefühl mit einem erneuten Shot ertränken zu wollen… Oder noch besser: Mit einer Zigarette wegzuqualmen! Ich mein… chasch no? In 9 von 10 Fällen mach‘ ich die Zigarette in der Hälfte aus und tänzle unauffällig aufs WC und speie Regenbogenkonfetti aus den Tiefen meines elfenhaften Körpers. Und dann… ja dann hat‘s wieder Platz für Neues! Also: Ab an die Bar!

5. Die Verkaterte
Anders als mein Freund, bin ich mit den Vorzügen massivster Katerbeschwerden „gesegnet“. Zwar reicht das Spektrum von „Hää? Isch geschter öppis passiert? Ich fühl mich ja bländend“ zu „piiip piiip piip piiiiiiiiiiiiiiiiiip“ (das soll einen Herzstillstand symbolisieren). Aber wenn es dann beim Piip angekommen ist und der Status auf dunkelrot steht… ja dann meine Freunde, dann tut‘s weh. Und ihr kennt es alle: Wenn der pure Überlebenswille dich dazu bringt ein Auge zu öffnen und du langsam auf die einzeln eintreffenden Horror-Symptome wartest. Die da wären: Kopfweh, Übelkeit, Schwindel, Scham, Reue und vieles mehr (das Checken des Bankkontos zum Beispiel auch). Ja dann denkt man sich wieder, man sollte sich ein für allemal von der Langstrasse fernhalten, in ein Kloster im Appenzell ziehen oder allgemein den Freundeskreis wechseln. Und dann.. dann ist wieder Freitag. Same shit, different day. Yaaaay!

Ich gebe gerne morgen Donnerstag Rapport ab, wie es mir geht. Falls ich weder auf Social Media noch sonst mobil erreichbar bin, dann wisst ihr warum. Und dann lasst mich gopfertammi in Ruhe sterben!
Ich freu mich aber schampar auf heute Abend!
Tschüssis ihr Büsis!