Silvie Fürer und Melanie Gubser sind die neuen Geschäftsführerinnen des Bagatelle 93 an der Langstrasse. Fotos: Jan Hedlund.
Wer seid Ihr wirklich?
Wir sind Silvie und Meli. Wir haben in den letzten 15 Jahren im Nachtleben und in der Unterhaltungsindustrie sehr viele Erfahrungen gesammelt, obwohl uns hie und da Steine in den Weg gelegt wurden. Aber siehe da: Wir sind noch da, organisieren Events, übernehmen Verantwortung, haben Ideen, sind kreativ und packen mit an. Dabei stand die Musik schon immer im Vordergrund: sei es im Klub, auf der Bühne oder in der Karaoke Bar. Wir setzen uns hier keine Grenzen; gute Musik ist gute Musik obschon wir im Herzen immer kleine Punks waren, sind und auch bleiben werden.

Was liebt Ihr an Zürich?
Den ÖV. Obwohl es die VBZ jeden Winter versäumt den Wetterbericht zu lesen und der Bus dementsprechend beim ersten Schneefall am Goldbrunnenplatz wendet und Meli in den Friesenberg laufen muss, ist es doch Motzen auf sehr hohem Niveau. Man kommt in Zürich ohne grosse Probleme von A nach B und wenn man Kopfhörer aufhat und im Sommer nicht ganz so geruchsempfindlich ist, dann verzeiht man den Fahrern auch mal eine kleine Verspätung – welche in Zürich eigentlich auch kaum eine Rede wert ist. Zürich ist zudem die wohl interessanteste Stadt der Welt. Es vereint alle Kulturen, seien es syrische Konzertabende, barocke Klassikkonzerte, abstrakte Vernissagen oder Metal Festivals. Man kann kulinarisch auf Weltreise gehen, oder das Rotlichtmilieu beobachten. Zürich vereint alles und ist entgegen weitläufiger Meinungen durchaus sehr offen und tolerant. Alles isch möglich!

Was hasst Ihr an Zürich?
Unsere liebste Stadt wird noch immer mit Vorurteilen stigmatisiert: Reichtum, Arroganz, Überheblichkeit und Konservatismus. Das empfinden wir mittlerweile ganz und gar nicht mehr so. Diese landläufige Meinung passt uns nicht. Darum: Wir hassen zugezogene Bünzlis die uns unsere Stadt madig machen, indem sie sich eine Wohnung im hipsten Quartier mieten und dann die ersten sind, welche mit Lärmklagen drohen. Oben erwähntes Stigma kommt nicht von irgendwo, sondern genau daher.
Und allgemein dieses unsägliche Lärmthema. Man will immer den Foifer und das Weggli – in der Stadt wohnen wollen, all ihre Vorteile geniessen und dann aber nicht mit den Konsequenzen leben können. Es ist ein Skandal, dass mit der aktuellen Gesetzeslage einzelne Individuen ganze Betriebe zerstören können. Wir sind in der Stadt. Eine Stadt ist nicht leise und das soll sie auch nicht sein.

Was wird nun alles anders im Bagatelle 93?
Das Bagatelle braucht einen neuen Anstrich und der Pinsel mit den richtigen Farben ist schon im Topf. Wir befinden uns an einer der spannendsten Lagen in Zürich, wenn nicht sogar in der ganzen Schweiz und wir schöpfen wieder aus den Vollen. Die Programmation ist überabeitet, das neue Team steht bereit und wir hauchen dem altehrwürdigen Lokal neues Leben ein.
Das Grundkonzept bleibt bestehen. Nebst neuen und legendären Party Labels am Wochenende wird es zudem Konzerte, Vernissagen und Lesungen geben. Wir gründen offene und spannende Formate und kultivieren zudem die heissgeliebte Apérokultur am Donnerstag. Bei uns ist jeder willkommen.

Ihr zählt zu den wenigen Frauen in geschäftsleitender Position im Zürcher Nachtleben. Ein Umstand den man als gegeben hinnehmen sollte? Warum ja/warum nein?
Ja das ist momentan immer noch ein gegebener Umstand, obwohl immer mehr Frauen immer mehr Verantwortung übernehmen. Warum sollten sie auch nicht? Noch immer werden wir belächelt und abgewertet, aber es findet auch ein Umdenken statt. Die BCK zum Beispiel setzt sich seit langem mit diesem Thema auseinander. Und trotzdem sind Frauen in Führungspositionen noch immer dünn gesät. Diese scheinbar weltoffene Unterhaltungsbranche setzt noch immer auf ökonomisch versierte Männer: Wer Geld reinpumpt hat die Macht. Aber Frauen verfügen heutzutage über genau so viel Wissen in Sachen Wirtschaftlichkeit und Unternehmensführung. Wir gehen seit Jahrzehnten an die Uni, waren schon vor 1933 berufstätig und wir können wählen. Warum sollte uns also irgendein Umstand davon abhalten eine Geschäftsführung zu übernehmen? Um deine Frage zu beantworten: Nein. Wir nehmen das nicht hin. Und als Frauen in dieser Position haben wir eine Vorbildfunktion und machen anderen Frauen Mut, ebenfalls die Initiative zu ergreifen. You go girls!
