Hallo Freunde, I bims wieder.
Letzte Woche hab’ ich euch ja von dieser Scheisssituation in Raqqa erzählt. Heute geht’s um uns. Und zwar um uns und hier. Darum, wie gottverdammt Schwein wir haben, zu leben, wo wir leben. Denn selbstverständlich ist das nicht und das sollten wir never, ever, EVER vergessen.
Heaven on earth
In Zürich ist’s schön, das wissen wir. Das geniessen wir auch. Praktisch nirgends auf dem Erdball ist das Leben so angenehm, bekömmlich und sorgenfrei wie hier. Klar, wir müssen Steuern zahlen, arbeiten gehen und uns mit dem leidigen Klimawandel befassen, von dem wir im verschifften Herbst ja doch nichts zu spüren bekommen. Das nervt. Aber wisst ihr, was noch viel mehr nerven würde? Nicht hier oder in einem vergleichbaren Land geboren worden zu sein. Halt so, wie es gefühlten 80% der Weltbevölkerung passiert ist (eine genaue Zahl habe ich nicht recherchiert, aber für meinen Gedankengang hier reicht das allemal aus).
Hier haben wir gute Schulen, gute Spitäler, gutes Essen, gutes Wasser und gute Politik (ja, auch trotz SVP, PNOS und Co.). Hier müssen wir nicht kilometerweit durch die sengende Hitze watscheln, um unseren verdreckten Kanister in einem genauso verdreckten Wasserloch zu füllen, nur damit wir, wenn wir wieder zuhause sind, etwas zu saufen haben. Hier können wir in den nächsten Supermarkt zotteln und uns aussuchen, was wir denn gerne essen möchten und müssen nicht Tag ein Tag aus denselben öden Brei reindrücken, den wir der Erde mit Müh und Not abgerungen haben. Hier ballert keiner auf uns, weil wir zum falschen Pflock im Himmel beten, hier werden wir nicht prozessfrei weggesperrt und abgemurkst und hier müssen wir garantiert nicht drüber nachdenken, was wohl morgen passiert.
Was ich damit sagen will: hier herrscht Sicherheit. Und Sicherheit ist die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft, eine gesunde Politik und ein differenziertes, positives Weltbild. Und das gibt’s leider in den allerwenigsten Ländern dieser Erde gratis und franco mit in die Wiege gelegt.
Der hässliche Normalfall ist, dass man es als Bürger eines «Shithole Country», wie es der misslungene Arschzapfen in den USA so liebevoll formuliert hat, erst mal ins Erwachsenenalter schaffen muss, wo dann ein Spiessrutenlauf zwischen verhungern, krank werden, Krieg und Armut auf einem wartet. Alles was uns hier erwartet ist ein gesichertes Einkommen, ein Staat, der uns beschützt und eine Zukunft mit Perspektive. Und darüber sollten wir uns wirklich, wirklich glücklich schätzen. Jeden einzelnen Tag.