1 Kopf 5 Fragen: Andreas Ramos / Sihl Records

Wer bist Du wirklich?

Ich bin Andreas Müller, auch bekannt unter meinen DJ Namen Andreas Ramos, basement.suite und basmenet.operator. Vor genau 15 Jahren zog es mich nach Zürich. Meine Beweggründe zu diesem Schritt waren die Partys, respektive das Raven. Nach einigen Jahren kam in mir der Wunsch auf, die elektronische Musik noch genauer entdecken zu wollen und so kam es, dass ich vor zehn Jahren mit DJing anfing. Schon ein Jahr später habe ich selber Parties veranstaltet. Ein grosser Meilenstein in meiner Laufbahn als DJ waren die Residencies in den beiden Clubs Hive und Friedas Büxe. Dann kam das Bedürfnis, mich längerfristig in der Szene zu etablieren und die elektronische Szene (sowie ihre Community) zu fördern. Auch fragte ich mich: „Was kann ich dem Zürcher Nachtleben bieten?“ Nun… wie jede und jeder weiss, entstand aus dieser Frage 2017 der Plattenladen Sihl-Records. Das bringt mich wieder zurück zur Ursprungsfrage: Wer bin ich? Ich bin offen, gesellig, kommunikationsfreudig und im Umgang mit andern lege ich wenig Wert auf das, was jemand für seinen Lebensunterhalt tut: Viel mehr zählen für mich die menschlichen Qualitäten.


Was liebst Du an Zürich?

Was ich an Zürich liebe ist genau das, was sich in meinem Plattenladen spiegelt: Die Zusammenarbeit und Offenheit vieler einzelner Personen, die gemeinsam etwas Neues kreieren, erschaffen oder anstreben, um damit Zürich zu bereichern. Das gilt für alle kulturell Freischaffenden, sei es in der Fotografie, der Malerei, im Visualizing für Clubs und für Ausstellungen, der Dekoration, der Mode oder in anderen Bereichen. Zürich zeigt sich immer wieder von einer neuen kreativen und facettenreichen Seite. Dies wird durch unsere schweizerische Emsigkeit noch forciert.


Was hasst Du an Zürich?

Diese Frage… hmm…. An Zürich hasse ich wenig, sonst würde ich nicht seit fünfzehn Jahren hier leben. Somit hat Hass keinen Platz in meinen Gefühlen für Zürich. Hier zu leben und zuarbeiten sehe ich eher als Privileg.


Mit Sihl-Records hast Du vor zwei Jahren einen Plattenladen eröffnet. Was hat damals dein enges Umfeld zu dieser (nicht ganz risikofreien) Idee gesagt?

Während langer Zeit entwickelte ich die Idee und das Konzept dazu nur für mich in meinem Kopf. Als es dann reif war und ich darüber zu reden begann, stammten die ersten Kritiker aus meiner Familie. Ich stand damals vor ihnen und sagte, dass ich mit meinem eigenen Geld einen Plattenladen in Zürich eröffnen möchte. Vor allem meine Mutter reagierte (wohl aus mütterlichem Instinkt) mit Ablehnung und Zukunftsängsten. Doch da ich (wie meine Mutter) ein Sturkopf bin und mir auch selbst beweisen wollte, dass mein Konzept für Zürich ein Gewinn sein könnte, setzte ich meine Worte in Taten um. Ich wusste, dass es in Zürich damals keinen Plattenladen mehr gab, der wöchentlich gute und selektierte Techno- und House-News anbietet. Auf diese Weise konnte der Prozess eines jeden Diggers und DJs in diesem Bereich gefördert und inspiriert werden. Ein weiterer Aspekt (den ich in vielen weltbekannten Plattenläden beobachten konnte) war der Chill-Bereich. Ein solcher ermöglicht es, dass junge und alte Diggers aufeinander treffen, sich austauschen, voneinander lernen und schlussendlich eine Community bilden. Diese Community ziert den Plattenladen und bildet auch den Grundbaustein (und somit das Herz) für einen guten und etablierten Plattenladen. Auch ich lerne tagtäglich von meiner Community und kann mich somit weiterentwickeln. Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Mir ist klar, dass in Zürich für jeden anderen Bereich höchstqualifizierte Plattenläden existieren. Wichtig: Wenn ihr an etwas glaubt, euch lange und tief mit dem Thema auseinandersetzt und schlussendlich mit voller Passion an die Sache geht, dann lasst euch nicht beirren und macht Nägel mit Köpfen!


Zwei Jahre sind nun um. Zeit für eine erste Bilanz: Wie geht es Sihl-Records?

Sihl-Records geht es prächtig. Ich bezeichne Sihl-Records immer als mein Baby. Es muss gefüttert, gepflegt und aufgezogen werden. Alle Möglichkeiten, die sich dem Laden und der Community bieten und verwirklicht werden, werden früher oder später schöne Früchte tragen. Ich darf auch eine steigende Akzeptanz von Sihl-Records beobachten – das zeigt sich in vielen Punkten. So steigen beispielsweise die News-Bestellungen und es kommen immer öfter mir unbekannte Leute in den Laden, die später zu neuen Stammgästen werden. Auch bahnen sich Kollaborationen mit Künstlern an. Wir durften letzten Monat unser zweijähriges Jubiläum im Club Zukunft und in der Bar3000 zelebrieren. Das Beste daran war ganz klar, dass der Vinyl Market, der vorher in der Bar und im Club stattfand, mindestens so gut besucht war wie der Rave danach. Der Kreis schliesst sich für mich nun immer mehr, denn das Zusammenspiel als Ladenbesitzer und Veranstalter ermöglicht es mir auch junge Diggers, die ich im Laden kennenlerne, zu fördern und nachzuziehen. Seit nunmehr zwei Jahren machen wir das jetzt in Frieda’s Büxe und seit kurzem auch in der Zukunft.