Hallo Freunde
Heute möchte ich mit euch über etwas plaudern, das ich selber erst sehr spät gecheckt habe. Wer mich kennt, der weiss, dass ich ein ziemlich gesprächiger Kerli bin. Ich mag es laut, ich mag es wild und ich mag es unkoordiniert. Aber was ich am allerliebsten mag, ist wenn es still ist und ich zuhören darf.
Wir leben in einer Welt, in der das Zuhören eine schon fast vergessene Kunst geworden ist. Wir leben in einer Welt, in der Geschichten mit aller Wucht in die Menge geschleudert werden, um mit anderen Geschichten um die dahinschwindende Aufmerksamkeit der wenigen verbliebenen Zuhörer zu buhlen. Dabei wäre es so einfach zuzuhören. Doch dazu muss man den Lärm des Alltags abstellen. Und das ist leider viel weniger einfach. Mein Grossvater hat einmal zu mir gesagt: «Wenn dir jemand etwas erzählen will, dann hör’ zu.». Damals hat sich das für mich wie eine doofe Floskel angehört. Eine antiquierte Benimmregel einer schwindenden Generation. Doch je älter ich werde, umso mehr verstehe ich, was er damit eigentlich gemeint hat.
Klar, zuhören hat mit Respekt zu tun. Was aber viele Menschen heutzutage nicht mehr verstehen ist, dass das nicht nur mit Respekt vor der anderen Person sondern auch mit Respekt vor sich selbst zu tun hat. Um es mit den Worten von Bill Nye dem Science Guy zu sagen: «Everyone you will ever meet knows something you don’t.». Und genau darum geht es. Wenn wir zuhören, lernen wir. Wir lernen von Menschen, die andere Erfahrungen gemacht haben als wir, anders Leben als wir, anders denken als wir. Nur wenn wir zuhören, sind wir in der Lage, ein Verständnis für jene Dinge zu entwickeln, die sich unserer persönlichen Erfahrung entziehen. Nur wenn wir zuhören, sind wir in der Lage, einen Dialog auf Augenhöhe zu führen.
Das ist etwas, das mich in unserer Gesellschaft oft traurig macht. Es hört niemand mehr zu. Alle warten nur noch darauf, ihre eigene Geschichte zu erzählen, in der Hoffnung, jemand möge sie dafür bewundern, möge sie validieren, ihnen damit Bedeutung beimessen. Das mag für kleine Anekdoten funktionieren, nicht aber für die grossen Erzählungen des Lebens. So entsteht ein Meer an ungehörten Geschichten, die in den Sozialen Medien und anderswo zu mundgerechten Häppchen verstümmelt werden, damit sie im Quadrat unseres Instagram-Feeds einen Platz finden. Dabei wäre es doch viel schöner, all diesen wunderbaren Geschichten den Raum zu geben, den sie verdienen. Und ich glaube, diesen Raum gibt es in der digitalen Welt nicht.
Alles was also bleibt, ist, sich für gewisse Geschichten zurückzuziehen, vielleicht bei einem Bier oder einem Glas Wein, und sich zuzuhören. Ganz analog halt.
Vielleicht sollte ich da auch wieder mehr drüber nachdenken.
Macheds guet.