Depp schlägt, Club sagt sorry

„Der Geist der Gewalt ist so stark geworden, weil die Gewalt des Geistes so schwach geworden ist“.

Der Schweizer Theologe Leonhard Ragaz, von dem diese Worte stammen, ist seit 85 Jahren tot. Er hat das Aufkommen der sozialen Medien, welche die kollektive Geistesschwäche unserer Gesellschaft schonungslos offengelegt haben (im Grunde die wahre Errungenschaft von Facebook, Instagram & Co.) nicht miterlebt – ansonsten hätte er seinem Zitat wohl noch das eine oder andere Schimpfwort beigefügt.

Nach Schimpfworten ist einem auch zumute, wenn man in den vergangenen zwei Wochen Nachtleben-News gelesen hat: Erst der homophobe IQ-Grenzgänger mit Gucci-Chäppli vor dem Vior und vergangenes Wochenende dann eine Horde Babyprügler (allesamt knapp um die 20), die sich wohl öfter in ihren eigenen paar Gehirnwindungen verlaufen wie in einem Irrgarten, vor dem Mäx.

Schwuppdiwupp ist das 20minuten aufgesprungen, so wie es die Zeitung gerne tut, wenn im Nachtleben was Haarsträubendes geschieht. Ja… die bösen, bösen Clubs und der teuflische Ausgang… sie sind es, die die Charakter des Gucci-Chäpplis und der Babyprügler haben auf die schiefe Bahn geraten lassen, nicht etwa deren Elternhaus oder ihr unmittelbares soziales Umfeld. Wohl deshalb haben in beiden Fällen die Clubs das sorry sagen für diese minderbemittelten Angehörigen der Art Homo Sapiens übernommen. Als ob es ihre Aufgabe wäre diesen Haarsträubern beizubringen, dass ein zu Gedanken fähiger Mensch seine Hände nicht benutzt wenn er argumentiert, oder dass Intoleranz und Homophobie inakzeptable Schwächen sind die es unbedingt zu beheben gilt.

Nicht falsch verstehen: Die Statements der beiden Clubs waren klug und richtig. Nur dürften sie bei den Betreffenden nicht auf fruchtbaren Boden fallen, weil die von ihrem Elternhaus und ihrem engen sozialen Umfeld wohl auch in Zukunft in ihrem Tun bestätigt werden. Oder zumindest nicht daran gehindert werden das zu tun, was sie offensichtlich so unheimlich gerne tun: Anderen Menschen das Recht nach ihrem Gusto zu leben absprechen oder Unbeteiligten den Ausgang vermiesen.

Das Einzige was Clubs tun können, das wohl tatsächlich etwas bringen dürfte (wer weiss…), wurde während des ganzen Trubels nur in den Zwischenzeilen kommuniziert: Hausverbot. Nicht nur von den beiden genannten Clubs, sondern von jedem Club der die Krampfdenker kennt und/oder mitschneidet wer die sind. Alleine schon aus Gründen der Loyalität und zum Schutz der Gäste vor Gewalt. Und auch um weitere solche Meldungen zu verhindern, die ja so wahnsinnig gerne in Zusammenhang mit dem Nachtleben gesetzt werden. Aber vor allem um diesen Deppen zu zeigen, dass ihr Handeln nicht ohne Konsequenzen bleibt.