Hallo Freunde
Ich weiss, das Thema «Ja zum Schutz vor Hass» wird momentan breit diskutiert. Doch ich finde: erstens kann man darüber gar nicht genug reden und zweitens möchte ich doch auch noch meinen Heterosenf dazugeben. Darum geht’s mir nämlich heute.
Dieser Tage ersäuft meine Bubble in Äusserungen zum Thema der Regenbogen-Abstimmung am 9. Februar, bei der ihr gefälligst «Ja» stimmen geht, weil ich euch sonst höchstpersönlich eine brennende Tüte Hundescheisse in den Briefkasten stopfe. Die Aussagen in meinem Umfeld (mit ein paar wenigen, verwirrten Ausreissern) sind allesamt affirmativ, weil ich einen weltoffenen und toleranten Umgang pflege (sollte das bei euch nicht so sein, solltet ihr euch mal schön neue Freunde suchen). Auch wenn es zum politischen Diskurs dazugehört, andere Meinungen zu akzeptieren und ihnen den gebührenden Raum zu lassen, verhält es sich für mich in dieser speziellen Angelegenheit etwas anders. Denn hier geht’s nicht um eine Meinung, hier geht’s um was viel grösseres.
Es ist doch so: über was wir hier abstimmen, sind Menschenrechte. Grundlegende, unumstössliche, international anerkannte und durchsetzbare Menschenrechte. Dieser Umstand alleine ist haarsträubend, wenn man bedenkt, dass wir hier in der ach-so-fortschrittlichen Schweiz darüber abstimmen müssen, ob man Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung als man selbst beschimpfen und verhetzen darf. Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit. PUNKT. Noch viel haarsträubender wird es aber vor dem Hintergrund jüngster Ereignisse, die sich in unserer Stadt ereignet haben. Auch wenn diese Vorfälle von Individuen ausgingen, die meiner Meinung nach nicht zur Spezies Homo Sapiens gezählt werden dürfen, sind sie dennoch nicht entschuldbar. Es kann nicht sein, dass ein homosexuelles Paar auf die Fresse kriegt, weil sie sich in der Öffentlichkeit bewegen. Und das ist es, was mir diese Woche echt zu denken gegeben hat.
Ich bewege mich frei in dieser Stadt. Ich spaziere mit meiner Freundin durch die Strassen, gehe mit ihr essen, feiern, ins Kino, einkaufen, you name it. Und ja, wir halten uns im Arm, wir halten manchmal Händchen und ja, wir küssen uns dann und wann. Wenn ich mich bei jedem Kuss fürchten müsste, dass mir jemand wildfremdes aus dem Nichts die Nase bricht, würde ich das alles wohl nicht machen. Und genauso geht es unseren Mitmenschen, die in den Augen irgendwelcher Neandertaler nicht aufs «richtige» Geschlecht stehen. Und dafür schäme ich mich. Genau wie sich anständige Amerikaner dafür schämen (sollten), wie Afroamerikaner immernoch behandelt werden in ihrem Land, schäme ich mich, dass heterosexuelle Menschen das Gefühl haben, sich moralisch, menschlich und physisch über anderssexuelle stellen zu müssen und vor allem zu dürfen. Ihr habt kein Recht. Keines. Nicht den Funken eines Rechtes. Wer aber Rechte hat, sind jene, auf die ihr es abgesehen habt. Und für die stehe ich ein. Als Hetero, von ganzem Herzen und mit allem was ich habe.
Am 9. Februar habe ich nur 2 Dinge: ein dickes, fettes «Ja» zum Schutz vor Hass und einen noch dickeren, noch fetteren Mittelfinger an alle, die mit einem «Nein» an die Urne gehen.
Wenn du dich jemals zu meinen Freunden gezählt, meine Texte gelesen, oder mit mir geredet hast, tust du es mir gleich. Ansonsten hat’s mich gefreut.
Nume Liebi
Y.