Hallo Freunde
Am Dienstag hatte Swisscom einen Patzer. Einen klitzekleinen. Einen, bei dem ein Teil der Schweizer Bevölkerung über den Zeitraum von der Dauer eines Spielfilms kein Internet und kein TV hatte. Und Everyone. Lost. Their. Shit. Ich habe, nach dem die Störung behoben war, zu meiner eigenen Belustigung die Facebook-Seite der Swisscom besucht. Mamma mia gibt es unterirdische Menschen im Internet. Aber item, darum geht’s mir gar nicht.
Es hat mir zu denken gegeben. Wir leben in einer Welt (oder besser: in einem Teil der Welt), der rund um die Uhr vernetzt ist. Ich kann morgens während dem Kacken Vögel in Schweine katapultieren, lesen, was auf der anderen Seite der Erde gerade abgeht oder mir wegen lustigen, farbigen Bildchen den Arsch ablachen und deswegen zu spät zur Arbeit kommen. Aber Gott bewahre, wenn diese Wundermaschine Internet, diese Krone der menschlichen Schöpfung, auf einmal nicht mehr funktioniert? Panik! Mord! Feurio! Huere schäbig.
Es ist doch so: wir sind uns so sehr an den Komfort der digitalen Freiheit gewöhnt, dass wir uns für alles in unserem Leben auf dieses Sklavenkästchen verlassen. Das ist doch bescheuert. Wenn dir vor 50 Jahren jemand einen Stein in die Hand gedrückt und gesagt hätte, dass du ab sofort ohne diesen Stein nichts mehr in den Griff kriegst in deinem Leben, hättest du deinem Gegenüber wohl ziemlich ordentlich hinter die Kiemen gelangt. Aber jetzt, 50 Jahre später, sind wir genau an diesem Punkt. Und das ist es, was mich wirklich beschäftigt hat.
Das Internet fällt aus, und wir, nota bene die intelligenteste Spezies auf dem Planeten, kommen auf gar nichts mehr klar. Es ist der Weltuntergang in unserem Wohnzimmer. Der TV wird schwarz, also muss es der Niedergang unserer Zivilisation sein. ALTER. Es gibt Bücher. Es gibt Menschen. Es gibt den Kühlschrank. Wenn sich ein Affe einen halben Tag mit einem Stock amüsieren kann, werden wir es doch hoffentlich schaffen, unser beklopptes Gehirn für ein paar Stunden ohne diese verdammte Dudelbox zu bespassen?
Es war zutiefst erschreckend für mich, zu merken, wie hilflos ich mich ohne das Internet gefühlt habe. Und mit allen guten Dingen, die das Internet so mit sich bringt, ist es doch zu einer Fessel unseres Seins geworden. Wir gehorchen den Regeln des Internets mehr, als den tatsächlichen Strassenverkehrsregeln, weil wir unbedingt eine Story posten müssen, wenn wir aus dem Auto heraus einen schönen Sonnenuntergang sehen. Für einen Sonnenuntergang braucht man kein fucking Internet. Es gibt Momente, da braucht es kein Internet, keinen Bildschirm, kein Flimmern. Das ist das Schöne an ihnen.
Doch das scheinen die Denkzwerge (danke fürs Wort, Nina) in der Kommentarspalte der Swisscom nicht zu begreifen. Für Sie ist das Internet Herr und Gebieter und wenn’s nicht funktioniert, sind die, die’s verbockt haben, pauschal einfach mal Hurenkinder. Und das ist traurig.
Falls du von dem ganzen Drama überhaupt nichts mitbekommen hast, dann hast du wahrscheinlich gerade ein Buch gelesen. Du verdammter Champion. Ich selbst habe die volle Breitseite erwischt. Ich bin offensichtlich zu abhängig vom Internet. Und vielleicht sollte ich da etwas mehr drüber nachdenken.