F**zen und H**en im 4/4 Takt

Am Sonntag war Weltfrauentag. Frauen marschieren über die Strassen und stehen für ihre Rechte ein, IHRE Rechte. So’n Bullshit… Das sind Rechte, die für alle gelten, ob Männlein oder Weiblein. Dass Frau überhaupt dafür kämpfen muss, ist schon irrsinnig – aber sie muss halt und sie macht es und sie macht es gut. Ausser das mit der Verbrennung einer männlichen Puppe auf der Langstrasse… finde ich am Thema vorbei. Aber so what?

Ich würde wenn dann lieber spezifisch an Fler auf einem offenen Platz rumzäuseln, dem deutschen so-called „Rapper“. Und an seiner ganzen Entourage obendrein.

Seit jeher verachte ich deutschen Gangster-Asi-Rap. Ich verachte ihn so sehr, wie diese mental unterentwickelten „Künstler“ uns Frauen verachten. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr (falls das überhaupt möglich ist). Ich kann die Texte nicht hören, ohne dass sich meine Gebärmutter verkrampft, mir die Luft wegbleibt und ich wirklich, wirklich nicht mehr weiss wohin mit mir und der Welt.

Gewalt gegen Frauen hat viele Facetten. Verbale Gewalt in Form von Songtexten ist da sicher noch eine der harmlosesten Formen, aber halt auch eine Form, die Ansehen und Fame bringt und mit der viel Geld verdient wird. Und das ist doch zum Kotzen!

Terre des Femmes hat eine Aktion gestartet mit dem Titel #UNHATEWOMEN, in der sie auf  frauenverachtende Texte, Songs und Posts aufmerksam macht und diese Gewalt gegen Frauen sichtbar werden lassen möchte.

Ich möchte auch darauf aufmerksam machen. Und ich möchte dem einen oder anderen LesER näherbringen, was diese Form von Musik und verbaler Gewalt mit mir macht. Und nein! Verdammt nochmal NEIN, es ist keine Kunstform, die ich nicht verstehe. Ich verstehe nicht, wie eine an die Wand geklebte Banane für 120’000 Dollar verkauft werden kann. Das ist eine Kunstform, die ich nicht verstehe. Die Textzeile: „Manchmal fick’ ich auch die Skateboard-Bitches
Wenn es sein muss auch die Casper-Emo-Selbstmord-Bitches (…….) Knall‘ die Bitches weg wie in ’nem Actionfilm“ verstehe ich sehr gut. Nur schon wegen meiner Muttersprache. Und deswegen möchte ich hier auch explizit auf DEUTSCHE Sprache eingehen. Weil diese anders auf mich wirkt als Englisch.


Zum Einstieg WORUM es genau geht

„Ey, du Fotze
Sag, was trägst du unterm Rock?
Ich hab‘ ’ne richtig große Keule
Sag mir, Baby, hast du Bock?“

„Ich boxe auch Frauen, das ist Emanzipation“

„Wie du in deinem Bett sitzt, halbnackt du Dreckstück
Ich wusste das du so bist, und jeden Dreck fickst
Weil du eine Frau bist und man dir in den Bauch fickt
Heißt es nicht das ich dich nicht schlage bis du blau bist
Wenn es das ist was du die ganze Zeit wolltest hast du es heute bekommen indem du
Schlampe meinen Stolz fickst
Ich verachte dich und alles wofür du jetzt stehst
Alles was du bist is ne Lüge in der du Nutte lebst!“

„Ich film‘ sie mit der Handycam, während ich sie im Backstage in der Frequenz von einer Mac-10 oder Gatling bang
Dann noch Cumshot, Happyend, ich muss raus auf die Stage
„Krieg‘ ich deine Nummer, Boss?“ „Girl, schreib an mein Management!“

Für mehr inhaltvolle und hochstehende Texte, bitte… :


WAS macht diese Sprache mit Jugendlichen?

Ich hatte das Glück, in einer sehr liebevollen Familie aufzuwachsen. Werte, Respekt und anständiger Umgang wurden uns drei Kindern beigebracht. Aber ich frage mich: Was macht diese Musik mit jungen Buben, die nicht in so einem harmonischen Nest gross geworden sind? Wie gross ist der Einfluss dieser Musik? Wenn’s ganz doof kommt, werden sie auch Gangster-Rapper und wir haben noch mehr von der Spezies… breitet sich dann fast so bedrohlich aus wie Corona (Sorry, aber irgendwo han ich’s müsse ufgriffä). Es gibt einen Zusammenhang zwischen ansteigender Jugendgewalt und dem Hype um Hip-Hop zum Beispiel anfangs der 90er-Jahre, als er aus den USA zu uns kam – tatsächlich belegen kann man das aber nicht. Dass die Texte heute provokativer, brutaler und sexistischer sind, hat damit zu tun, dass wir abgehärtet sind. Es muss immer noch mehr wehtun, damit es sich ein Gehör verschafft. Es muss noch tiefer in der Kiste der Beleidigungen graben und noch antifeministischer daherrapen[MH1] , denn Gleichberechtigung und Feminismus sind aktuell ein omnipräsentes Thema, ergo sind die Texte halt noch provokativer. Sie sind doch nicht ganz so dumm, die Kollegahs, Capital Büstenhalters und wie sie alle so heissen. Wie fühlt sich wohl eine Mutter, wenn sie hört, dass ihr 11-jähriger Bub im Zimmer die Lyrics mitrappt, wie einer Schlampe Glasscherben ins Gleitgel gemischt werden?

„Es ist Kampfgeschrei, was nachts aus unserm Schlafzimmer dringt
Weil dank mir in deinem Gleitgel ein paar Glassplitter sind
Ach, du magst dit bestimmt, ja, ich kenn‘ doch meine Zaubermaus
Heulst ja auch vor Freude, wenn ich dir in deine Schnauze hau‘
Die Augen blau, kein Problem, dann schminkste dich halt
Ey, du weißt ja Bescheid, wenn ich trink‘, dass es knallt
Trotzdem liebst du mich, ramm‘ dir mein’n Pferdeschwanz in’n Schädel“

….

Man muss dazu sagen, dass dieser Song von Youtube gesperrt wurde. Halleluja! Es gibt Hoffnung (Anmerkung; was dem Arschsong dieses Arsches sicherlich zu noch mehr Popularität verholfen hat).


WIE genau?

Wie wirken diese Texte auf mich? Einerseits machen sie mich wütend, wahnsinnig wütend. Wie diese Kackfressen mit Waffen in der Hand in Kameras grinsen können und mit Worten wie du Fotze, du Hure oder du Miststück um sich werfen können und damit Geld verdienen. Wie kann jemand, der nicht in einer geschlossenen Anstalt sitzt, so einen Text raushauen? Ich meine… klar… sie beleidigen auch Schwule, andere Ethnien oder ihre Gangsterraperfeinde, nicht nur uns Frauen. Aber halt schon häufig uns Frauen. Und dann macht mich fast ein bitz mehr wütend, dass es tatsächlich noch Frauen gibt, die für solche Lyrics ihre Ärsche in Kameras halten. Schwesta… warum? Und dann tut’s halt auch weh. Ich muss meine Schultern hochziehen und meine Augen fest zusammenkneifen. Es fährt echt durch Mark und Bein. Aber ja… am Schluss geht’s halt wie bei allem NUR UMS GELD. Geld, das sie dann in Videoclips wieder ihren Schlampen in den Slip stecken. Ein geschlossener Kreis sozusagen. Ich möchte weinen.


WEINEN

Und ja… ich weine. Beim Zusammenfassen und Recherchieren für diesen Beitrag hat’s mich dann wirklich gelüpft und da schossen ein paar Wuttränen aus mir raus. Verständnislosigkeit. Kopfschmerzen. Warum habe ich mich nur über meinen Bartresen hinausgewagt und nicht einfach weiter über meine witzigen Gäste geschrieben? Jungs… das tut echt weh. Etwa so weh wie akute prämenstruelle Krämpfe, Liebeskummer und das Einsetzen der Hormonspirale zusammen.


WIE stelle ich es mir vor?

Ich stelle es mir so vor, dass meine Freunde und ihr Umfeld diese Musik einfach nicht mehr hören. Auf Spotify und anderen Kanälen nicht supporten. Dass zum Beispiel ein Dynamo (ein städtischer Betrieb, notabene) einen Finch Asozial nicht mehr auftreten lässt. Dass Frauen an solchen Produktionen nicht mehr mitarbeiten. Und dass die Schwestern, Mütter und Cousinen dieser sogenannten „Künstler“ mal hinstehen und sagen: “Altaaaaaaaa… was geht? Komm mal klar auf dein Leben“ (Ich glaube, die sprechen so). Dass der Umgangston in dem Bizz bisschen härter ist, ist ja ganz okay. Und mal Bitch zu sagen oder suck my dick ist ja auch easy. Aber Vergewaltigungen, Gewalt und Misshandlungen, das Verabreichen von Drogen und dieser Wertlosigkeit vermittelnde Umgang gegenüber Frauen? Kommt schon Jungs, das ist nicht geil. Ihr könnt auch Texte schreiben, die sich gut verkaufen, OHNE dass jede deutschsprachige Frau gleich Magenkrämpfe bekommt.


Das ist keine Form von Musikkunst. Das ist dumm und armselig. Und traurig. Vor allem traurig. 

Frauen werden überall auf der Welt unterdrückt und benachteiligt. Hierzulande verdienen sie weniger, anderswo krüppeln sie gratis oder dürfen gar nicht arbeiten. Vielleicht können sie ihre Arbeit auf dem Feld auch gerade nicht verrichten, weil ihre Beine nach einer Genitalverstümmelung zusammengebunden wurden oder weil sie nach einer Vergewaltigung im Bürgerkrieg irgendwo im Graben liegen. Frauen sowie junge Mädchen. Wir müssen uns darum kümmern. Probleme wie deutscher Rap oder Lohnungleichheit dürfen nicht (mehr) existieren.

So, jetzt brauch ich irgend ‘ne Hollywood-Liebes-Romanzen-Komödie.

Liebt und lasset lieben

Vali <3