Patrick Geering ist Captain der ZSC Lions und Gründer der Plattform Unsere Beweggründe ubwg.ch
Wie steht’s derzeit ums Schweizer Eishockey?
Zurzeit sind wir voll im Sommertraining. Die letzte Saison wurde ja abgebrochen. Auch wenn das sicher die richtige Entscheidung war, so war es doch auch sehr schade für uns, standen wir mit den ZSC Lions auf dem ersten Platz. Und da die Saison davor nicht allzu gut für uns gelaufen ist, wollten wir bei unseren Fans so einiges wiedergutmachen – wir hatten grosse Pläne. Ein seltsames Gefühl… das war das erste Mal seit 80 Jahren, dass eine Saison vorzeitig beendet wurde… das letzte Mal wegen des 2. Weltkriegs.

Wie bringst Du es fertig Spitzensport und Clubbing zu kombinieren? Eigentlich sind das ja zwei Welten, die nicht sonderlich gut zusammenpassen…
Ich hegte schon immer ein Faible für elektronische Musik und habe mich deshalb auch stets intensiv mit Clubkultur auseinandergesetzt. Da ich aber nicht jedes Wochenende bis in die frühen Morgenstunden in Clubs unterwegs bin, habe ich nach einem sinnvollen Projekt gesucht, mit dem ich meiner zweiten Leidenschaft nachgehen kann. So entstand ubwg.ch vor 8 Jahren. Zu Beginn war ubwg.ch ein spannendes Hobby, mittlerweile ist daraus ein quirliges Team geworden und auch der Aufwand ist gewachsen.

Aufwand?
Früher habe ich fast alle Artikel selber geschrieben, inzwischen ist der Aufwand alleine schon für Administration und Organisation enorm. Da wir seit Beginn unabhängig, objektiv und nicht gewinnorientiert sind, habe ich lange nach einer zufriedenstellenden Lösung gesucht, um zumindest die Kosten decken zu können. Daraus entstand die UBWG Member, bei der jedes Mitglied für eine Jahresgebühr einen personalisierten Schlüsselanhänger und diverse Vorteile von Zürcher Clubs erhält. Dass wir dabei auf die Unterstützung sämtlicher Electronica Clubs aus Zürich zählen dürfen, freut mich nach wie vor riesig! Leider war aber das Timing nicht gerade vorteilhaft… Nur zwei Wochenenden nach der Lancierung kam der Lockdown und wir stoppten den Verkauf der Memberships. Nun arbeiten wir an einer Lösung für Clubs, Member und uns, da in der aktuellen Situation die Clubs unseren Membern die Vorteile nicht gewähren können. Verständlicherweise.

Apropos Corona: Was habt ihr bei ubwg in dieser Zeit gemacht?
Als Online-Portal, das sich besonders intensiv mit Events und Partys auseinandersetzt, ist auf einen Schlag der grösste Teil unserer redaktionellen Arbeit weggebrochen. Deshalb riefen wir bereits nach kurzer Zeit den „Club Dihei“ ins Leben, der von Ende März bis Anfang Juni beinahe täglich DJs, Labels und Clubs eine Plattform geboten hat um ihre Musik per Live-Stream in die Welt herauszutragen und Spenden für sich oder einen wohltätigen Zweck zu sammeln. Insgesamt performten fast 300 Acts aus der ganzen Schweiz im Club Dihei.

Natürlich auch, was das Eishockey anbelangt?
Die Saison soll ja Mitte September wieder losgehen. Bis dann kann viel geschehen. Ich bin gespannt, wie das vonstatten gehen wird.

Warst Du während der Saisonpause clubben?
Nur ein einziges Mal. Und da habe ich selbstverständlich meinen Namen und meine Kontaktdaten angegeben. Aber ich konnte mich nicht so gehen lassen, wie ich das sonst zu tun pflege – es ist für mich derzeit einfach nicht dasselbe. Man macht sich Gedanken: «Was, wenn ich mich in Quarantäne begeben müsste? Stecke ich mich und weitere Personen an?». Und dann kam dieser erste Superspreader-Fall im Flamingo und das war’s dann endgültig mit der Unbeschwertheit. Aber Ausgang hat bei mir derzeit sowieso nicht erste Priorität: Bei meiner Freundin und mir ist ein acht Wochen alter Welpen eingezogen, der uns beide gerade ziemlich auf Trab hält. Und bald beginnt wieder die Eishockey-Saison. Das hoffe ich zumindest.
