Donnerstag: Sihlrave im Papiersaal, ab 21 Uhr
Der Sihlrave geht in die zweite Runde, eine dreistündige Exzessivtanzerei zu hochelektronischen Beats, dieses Mal mit Original Copy. Da zitieren wir doch gerne die Sätzlein zum Anlass, da sie einen guten Eindruck vermitteln, wie das klingen wird: «Mit einer Vorliebe für repetitive voice Schnipsel, random sound samples & bouncy Bässe, kreiert Original Copy Sondwelten irgendwo zwischen Eigenkreationen, Found Footage & DJ Selektionen». Somit: Das ideale Aufwärmerchen für Menschen, denen zwei Tage Club-Weekend einfach nicht genug sind.
Freitag: Agape in Frieda’s Büxe, ab 23 Uhr
Agape ist ein vergleichsweise junges Frieda-Label, aber eines, das sich in no time ins musikalische Antlitz dieses Sympathieträgers in Clubform eingefügt hat. Flockige Elektronik, unaufdringlich und von positivier Grundenergie, zu der man ausgelassen raven, aber auch entspannt tänzeln kann. Das alles verteilt auf zwei Etagen mit zauberhaften Räumen, in denen man sich ein klein wenig in Alice’s Wunderland wähnt. Und selbst die eine oder andere Grinsekatze trifft man hier mit allerletzter Sicherheit an. Angeführt wird der Turntable-Reigen zwar von Sota, aber hier spielt neben Claudio Gonçalves, Gianluca Felline, Dajk und Yarbit auch And Hazel, der Topfive seit dessen Anfängen eng verbunden ist. Family matters!
Samstag: Iron Mayhem (Konzert) in der Alten Kaserne, ab 19 Uhr
Etliche Jahre hat’s gebraucht, aber irgendwann hatte Iron Mayhems Mastermind und Songschreiber Samy «Jackson» Gmuer genug Songs für ein Debütalbum beisammen. Es ist eine sehr entspannte Platte geworden, nachdenklich, bisweilen pathetisch (das aber auf gute Weise), ruhig und fliessend. Während des Durchhörens ploppen unentwegt bewegte Bilder vors innere Auge, es ist also auch ein cinéastisches Album geworden. Und gäbe es einen Film zum Soundtrack, dann würde der wohl ‘Altstetten’ heissen, also gleich wie die Scheibe selbst. Samy hat hier persönliche Ereignisse in seinem Leben verarbeitet und viele davon haben während seiner Zeit im besagten Zürcher Quartier stattgefunden und die hat er dann mit seinen Mitstreitern vertont. Support Act ist Chiara Dubey und Special Guests, danach gibt’s Afterparty im Secret Garden mit Aann, Aaron Khaleian, Alay, Beat Herren und Jesse Jay.
Samstag: L.E.T. mit Fumiya Tanaka im Supermarket, ab 23 Uhr
Lange Jahre waren Les Enfants Terribles oder kurz L.E.T. in Frieda’s Büxe zuhause, nun scheinen sie mit dem Supermarket einen neuen Spielplatz gefunden zu haben. Geblieben ist der in Zürich ziemlich unverwechselbare und konsequent umgesetzte artistische Fingerprint mit eigenem Artwork für die Promotion und Bookings, die nicht irgendwelchen Trends folgen, sondern nur in den eigenen musikalischen Rahmen passen müssen. Bevor wir nun lang und breit erklären, wie dieser Rahmen klingt, spielen wir einfach etwas vom diesmaligen Headliner Fumiya Tanaka.
Sonntag: Richard Wagners Siegfried im Opernhaus, ab 16 Uhr
Wagner war kein angenehmer Zeitgenosse. Zu dieser Feststellung passt auch seine Zürcher Anekdote: Von Otto Wesendonck als Gast in seiner Villa (heute Museum Rietberg) aufgenommen, hatte Richi nichts Besseres zu tun, als zum Dank mit der Frau seines Gastgebers anzubandeln, woraufhin er Hals über Kopf die Stadt in Richtung Venedig verlassen musste. Aber ‘wegen ungebührlichen Verhaltens die Stadt verlassen müssen’ war ja quasi ein Hobby von Wagner. Und ein ziemlicher Antisemit war er wohl obendrein. Dennoch: Dafür, dass seine Musik von den Nazis vereinnahmt wurde und, dass sein Rienzi Hitlers Lieblingsoper war, der dieser gar sein ‘Erweckungserlebnis’ (whatever…) zu verdanken glaubte, konnte er dann doch nichts. Für seine überlangen Opern, bei deren Dauer selbst hartgesottene Opernfans ihre Sitzfleisch-Reserven bis zum Anschlag aufbrauchen, hingegen schon eher: Dieses Teil hier dauert über vier Stunden (Pausen nicht eingerechnet) und ist zudem nur ein Teil des noch viel umfangreicheren Ring des Nibelungen. Zusammengefasst: Sich den Siegfried gönnen ein wenig wie ‘einmal im Leben Tolstois Krieg und Frieden von vorn bis hinten lesen’. Hat man sich einmal durchgekämpft, hat man auf ewig was zum Angeben fürs Apéro-Gespräch. Trotz alledem: Wagner war nicht nur ein Erneuerer der Oper, sondern der klassischen Musik ganz generell. Selbst Menschen, die seiner Musik nichts abgewinnen können, gestanden und gestehen das ein. Selbst Verdi, der Wagner nicht eben grün war, tat dies.